Ken Stringfellow, Tim Neuhaus, The late call

sit down and sing Tour 2013 - ein akustischer Abend mit 3 Künstlern, Songs, Geschichten



Beim Namen Ken Stringfellow wird es den etwas reiferen Indie-Pop-Connaisseuren unter uns wahrscheinlich in den Ohren klingeln, handelt es sich hier doch um den Chef der legendären The Posies, die 1988 ihr gefeiertes Debüt gaben. Aus Seattle kommend, explodierte die Band damals in der amerikanischen Indie-Pop-Landschaft und veröffentlichte bei Geffen Records brillante und erfolgreiche Alben wie den Klassiker “Frosting on the Beater” (1993).

Ken war von 1993 bis zum Tode von Alex Chilton im Jahre 2010 zudem Teil der wiederformierten Big Star, eine der gefeiertsten und legendärsten Bands der Popgeschichte.
Mit ihnen veröffentlichte er 2005 das Album “In Space”, dem ersten Big-Star-Album seit dem zeitlosen “Third/Sister Lovers” (1978).
Ken verbrachte zudem zehn Jahre auf Tour und im Studio mit R.E.M. und wirkte auf den Alben “Reveal” (2001) und “Around the Sun” (2004) mit.

Ich könnte jetzt ewig weiterschreiben, mit welch’ tollen Künslern Ken Stringfellow in den letzten Jahren als Musiker, Songschreiber, Produzent und Arrangeur gearbeitet hat – ein kurzer Auszug soll hier genügen: Lagwagon, Damien Jurado, The Long Winters, Snow Patrol, Neil Young, Patti Smith, Mudhoney, Death Cab For Cutie, …

Und das Beste an der Geschichte ist, dass Ken Stringfellow nach wie vor tolle, von Kritikerlob überschüttete und von Fans geliebte Alben veröffentlicht, wie zum Beispiel “This Sounds Like Goodbye” (1997), “Touched” (2001) und “Soft Commands” (2004). Zu seinem aktuellen Album “Danzig in the Moonlight” schrieb der amerikanische Rolling Stone: ”Stringfellow’s clear, composed croon forgives all sins”.

Schon seit seinem 16. Lebensjahr nimmt Tim Neuhaus seine eigenen Songs auf. Aufgewachsen in Hagen zog er 1996 nach Weimar um Schlagzeug zu studieren.
Damit war er erfolgreich: Anschließend trieb es ihn nach Berlin, wo er seitdem in der Band der Blue Man Group am Schlagzeug sitzt. Seine ersten beiden Soloalben unter dem Namen Tim Neuhaus, “Yindi” (2005) und “Blankets” (2007), vertrieb er in Eigenregie auf seinen ausgedehnten Touren durch Deutschland oder Finnland.
Sein außerordentliches musikalisches Talent macht sich auch Clueso zu nutzen: Tim ist bis heute einer seiner musikalisch-kreativen Partner und war von 2001 bis 2004 Schlagzeuger seiner Liveband.
Ende März erscheint eine neue EP von Tim Neuhaus auf Grand Hotel van Cleef, das Album folgt dann im Spätsommer 2010. Tims Lieder leben von ihren getragenen Flächen, viel Percussion und einer Prise Melancholie, die nie lethargisch wirkt. Wer Tim Neuhaus schonmal live gesehen hat, weiß, dass er und seine Band vor allem eines können: Verzaubern!
Selten konnte man eine Band sehen, die auch bei wenig Publikum so begeistert und es mit Songs, die sich nie aufdrängen oder anbiedern, fesselt. Auf der Bühne wird Tim von einer 5-köpfigen Band mit zwei Drumsets unterstützt, die Songs werden mehrstimmig von allen Bandmitgliedern begleitet.
Darunter auch der Hit “Life Found You”, der bei halbseriösen, statistischen Umfragen im Bekanntenkreis folgende Reaktionen hervorrief: “Was ist DAS denn für ein Song? Von wem ist der? Ist der Typ aus England? Oder Amerika? Das ist ja wunderbar!” Antwort: Das ist Tim Neuhaus. Und er kommt aus Hagen!

Auf THE LATE CALLs drittem Album PALE MORNING LIGHT lohnt es sich, genauer hinzuhören, denn Johannes Mayer begibt sich konsequent weiter in seine eigene Klangwelt. Die Songs legen dabei ihren Fokus auf das Schaffen von ausdrucksstarken Klangbildern, auf Rhythmus und auf narrative Texte. Damit ist die neue Platte teilweise experimenteller geworden als die beiden Vorgänger LEAVING NOTES und YOU ALREADY HAVE A HOME. Die Stücke haben oft eine komplexere Struktur, sie können ihren Charakter verändern, sind lebendig und voller kleiner zu entdeckenden Details. Was aber geblieben ist, ist die Melodieverliebtheit früherer Alben, die Vergleiche zu Bands wie Kings Of Convenience, Tunng, John Martyn oder auch James Yorkston und M. Ward ziehen lässt.

Assoziative und imaginative Konnotationen in den Texten zu schaffen, war dem in Stockholm lebenden Songwriter bei der Arbeit mit den Songs wichtig. Es handelt sich um kurze Erzählungen, die sich im Zusammenwirken mit der Musik vor dem inneren Auge abspielen. ”Ich habe im Schreibprozess sehr viele Filme gesehen, die auf mich starken Eindruck hinterließen und dadurch zu Inspirationsquellen wurden”, so Johannes Mayer. Dabei heraus kamen Songs wie LOOK AT YOU NOW, WEEK 23 oder der Titelsong PALE MORNING LIGHT.

Außerdem spielt Rhythmus eine wichtige Rolle: ”Als geschulter Schlagzeuger ist Rhythmus immer etwas gewesen, das mich interessiert hat, nur habe ich nie zuvor versucht, ihn in meine Musik so bewusst einfließen zu lassen – und das in erster Linie nicht auf klassischen Percussion-Instrumenten, sondern auf Melodieinstrumenten.” Songs wie der Opener WANDERING THROUGH AN EMPTY FIELD, das an Robert Smith erinnernde FOREST FIRE oder das energievolle HEAVY HEART lassen verstehen, was damit gemeint ist.

Auf dem Album wirken unter anderem die Liveband-Mitglieder Ylva Ceder, Simon Ståhlhamre und Patric Thorman sowie Sarah Nyberg Pergament (Action Biker) und Moussa Fadera (The Amazing) mit. Aufgenommen und co-produziert wurde die Aufnahme wieder von John Roger Olsson, der auch schon am Vorgänger YOU ALREADY HAVE A HOME mitarbeitete.

Am
13.09.2013