Rich Hopkins & Luminarios

„Buried Treasures“ Tour 2013



Kein anderer Blue-Rose-Künstler arbeitet so regelmäßig wie Rich Hopkins aus Tucson, Arizona. Gleich zu Beginn des Jahres 2012 erschien das brandneue Werk von Rich Hopkins & Luminarios, „Buried Treasures“. Es handelt sich dabei bereits um das 14. Album dieser Desert-Rock-Institution, diverse andere Hopkins-Projekte wie die Sand Rubies oder das 2008er Honeymoon-Epos „Loveland“ mit seiner Partnerin Lisa Novak sind da nicht mal eingerechnet. Es ist schon wirklich erstaunlich, wie der als Wüstenrocker in die Musikgeschichte eingegangene Haudegen es jedes Mal schafft, sich selbst neu zu erfinden und nach all den vielen Jahren, Tourneen und Platten angriffslustig und motiviert zu bleiben. „Buried Treasures“ ist da gar keine Ausnahme. Mal wieder scheint Rich Hopkins in einen dieser zahlreichen Jungbrunnen gefallen zu sein, die da in seiner Heimat Tucson herumstehen müssen, mal wieder ist ihm eine Platte gelungen, die sich mit so manchen der allerbesten in seinem enormen Backkatalog messen lassen kann.

Neben all den hinreichend bekannten und ausführlich dokumentierten Aktivitäten als entscheidender Hauptakteur bei den Sidewinders, Sand Rubies und Underbelly ist die Marke Luminarios das zentrale Thema des einflussreichen Gitarristen/Sängers, der dabei selber freilich als einzige feste Größe vorkommt. Seit 1992 gibt es die Luminarios entweder als Trio, Quartett, Quintett oder einfach als ein loser Haufen befreundeter Musiker für ein bestimmtes Projekt oder einen einzelnen Song. Auf den klassischen frühen Alben „Dirt Town“, „El Paso“ und „The Glorious Sounds Of“ Mitte der 90er wandelte Hopkins noch gefährlich auf den hochelektrischen, mit Feedback und kompromisslosen Gitarrenbreitseiten planierten Spuren eines Neil Young. Später kehrte er mehr den gereiften Songschreiber aus sich heraus, veröffentlichte mit „Devolver“ (1999) und „My Lucky Stars“ (2001) komplexe Konzeptwerke, um aber immer wieder auch zu den brachialeren Klängen zurückzufinden, zum Beispiel auf „Tinitus“ im Jahr 2002 oder „The Horse I Rode In On“ 2006. Das bis dato jüngste Album „El Otro Side/The Other Side“ aus 2010 handelte thematisch von der Kehrseite des American Dream und war deswegen durchaus als ein sozialpolitisches Rich Hopkins Statement zu bewerten. Nicht zum ersten Mal engagierte sich der „Godfather of Desert Rock“ für die Menschen aus der Southside von Tucson, die durch viele, wenn nicht alle Raster eines sinnerfüllten Lebens gefallen sind.

Auch auf „Buried Treasures“ ziehen wieder unbequeme Alltagsthemen des amerikanischen Südwestens durch die Songs, sie sind aber diesmal längst nicht so dominant. So erlebt man in den zumeist von Hopkins und Partnerin Lisa Novak co-komponierten Stücken ganz viel uramerikanische Songerzählkultur und manche schräge Charaktere. Musikalisch hat man es mit dem wahrscheinlich gradlinigsten, pur-rockigsten, elektrischsten Luminarios-Album seit Lichtjahren zu tun. Rich Hopkins hat seine altbewährte „Cosmic Power“ wiedergefunden. Sowohl in den vielen und langen Gitarren-Jams als auch mit dem rein elektrischen Grundkonzept und dem durchgängig rohen, garagigen „High Volume“ Sound erinnert „Buried Treasures“ an frühe Aufbruchszeiten, als der Feedback-getränkte, mit heftiger Psychedelia durchsetzte Guitar Rock bei den Luminarios im Vordergrund stand.

Die vorab ins Netz gestellte Single „Dark Side Of The Spoon“, gleichzeitig der Opener, ist da nur ein erstes Indiz wiedergewonnener Rock-Elektrik. „A Stone’s Throw“, „Betcha Gotcha Now!“ folgen im typischen Luminarios-Groove, bevor das mit einem wahren Hit-Chorus versehene „See How They Run“ zum verschärften Mitsummen einlädt. „Outta My Head (Outta My Mind)“ überschreitet danach als straighter 60s-Style Kracher erstmals die Fünf-Minuten-Marke, gleiches gilt für „Strutter“, mächtig orgelunterstützt, mit Westcoast-Assoziationen im Text und in den von Lisa Novak bestimmten Chorus Vocals. Es folgt das von Special Guest und Tucson-Lokalmatador Salvador Duran in spanisch gesungene „Alycia Perez“, ein regelrechter Border Stomper, bevor man zum zentralen Epos des Albums kommt: „Friend Of The Shooter“, eine sich über 7:23 Minuten langsam aufbauende Story mit scharfkantigen, endlos dahindräuenden Electric Guitars und schleppendem Beat à la „Cortez The Killer“ oder „Like A Hurricane“.

Am
24.04.2013