Broken Witt Rebels

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Es gibt nicht wenige Stimmen in der Fachpresse, die bescheinigen den Broken Witt Rebels aus Birmingham eine rasante Karriere. Und ihr neues Album „OK Hotel”, das zweite für Snakefarm/Universal, gibt dieser Prophezeiung weitere Nahrung. Auch die Band selbst sieht es so, denn „das Album wurde für die großen Arenen geschrieben“. Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von irgendwo her: Seit ihrer Gründung 2015 haben die  ‘Brummie Kings Of Leon’ schon mehrmals auf großen Bühnen ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt, auf dem Download oder dem Wacken Open Air zum Beispiel. Aber den richtigen Kick gab es auf großer US-Tour mit den Texanern Whiskey Myers. „Je größer das Publikum, desto öfter möchte man vor noch mehr Leuten spielen“, erklärt Bassist Luke Davis dazu. „Dieses Ziel haben wir verinnerlicht.“

Zusammen mit Sänger/Gitarrist Danny Core, Gitarrist James Tranter und Drummer James Dudley arbeitet Davis seitdem auf den Durchbruch hin. Inspiriert von den Rival Sons, Kaleo und den Alabama Shakes mischen Broken Witt Rebels von Beginn an einen frischen Cocktail aus Blues Rock, Indie Pop und eingängigen Melodien. Nach mehreren EPs und dem selbstbetitelten Debüt von 2017 stehen die Zeichen mit „OK Hotel“ nun endgültig auf Sturm.

Denn getreu ihrem kosmopolitischen Ansatz entsteht das zweite Album in Austin/Texas. Die Songs liefern von der ersten Single „Running With The Wolves“, einer modernen Upbeat-Version eines Nashville-Hits mit Pop Appeal, bis zum intimen Lo-Fi-Epos „Birmingham“ genau das, was ein heutiger Rockfan von einer neuen Band erwartet: nachvollziehbare Melodien mit prägnantem Gesang und Texten, die im Hier und Jetzt beheimatet sind; also genau der Stoff, aus dem Hits gemacht sind. Aber zum Durchbruch gehört auch noch etwas anderes, Inspiration und Hingabe: „Die Entstehung des ganzen Albums war dermaßen Rock’n’Roll“, schwärmt Sänger Danny Core. „Wir haben uns Tattoos stechen lassen während der Aufnahmen, sprangen in den Pool, es war eine einzige Party. Eigentlich ein Wunder, dass daraus ein so gutes Album entstanden ist.“

Denn nach den drei Jahren konstantem Touren waren die Vier eigentlich ausgebrannt, sie wussten alle, dass sie mit dem Zweitling eine Art Neuanfang starten mussten. „Wir wollten nicht nach Austin gehen und dort „Broken Witt Rebels 2.0“ aufnehmen, sondern unsere Parameter ändern.“ Das haben sie getan, wenn auch nicht nur freiwillig: Cores Vater starb während der Vorbereitungen zum Album und der Sänger gibt zu, dass sich in der Bewältigung dieses Umstandes manche Songs von selbst schrieben, zum Beispiel die herzergreifenden „Broken Pieces“ und „Fearless“.

Aber auch andere Stücke sind herausragend, zum Beispiel der schon erwähnte Abschluss des Albums, eine Hommage „an die Stadt, in der wir leben und sterben werden“ – „Birmingham“. Ein ruhiger Song, der in seinen besten Momenten an die Cadillac Three erinnert und den man so von einer Band aus den englischen Midlands niemals erwartet hätte. Der Refrain sagt eigentlich alles über die Bodenständigkeit des Quartetts aus: „and in Birmingham is where I found my feet, and in Birmingham is where I’ll lose my teeth’.

In Zeiten, in denen die Menschen angeblich nach Orientierung suchen, haben Bands wie Broken Witt Rebels zur richtigen Zeit das Herz am richtigen Fleck: Sie verbinden den Arbeitsethos der Arbeiterklasse mit dem Wunsch nach einer besseren Zukunft. Warum sonst sollte man in Birmingham sterben, aber zuvor die ganze Welt sehen wollen?

Am
13.04.2022