Deserted Fear – Special Guests: Carnation, Hierophant



Eisenberg (liebevoll „Iron Hill“ genannt) – die Brutstätte der Death Metal-Talente von Deserted Fear. Diese jungen Bastarde, die den Altvorderen des Oldschool Death Metal mit wehenden Flaggen Bombenhagel aus jugendlichem Eifer nachgeschmissen haben. Mit ihren ungezähmten, vor Groove-Gewalt scheppernden Death Metal-Hymnen haben sie 2012 mit dem Debüt „My Empire“ Staubwolken aus den konventionellen Klangflächen des Genres geschüttelt.

Das Echo war überwältigend. Rock Hard sprach von „Riffmassakern“, für metal.de war es „das Death-Metal-Highlight 2012“ und powermetal.de sah voraus, dass Deserted Fear „sich an die Spitze der europäischen Todesblei-Szene […] katapultieren“ würden. Plötzlich wurden die drei Thüringer Jungs in einer Liga mit Bands wie Asphyx, Bolt Thrower, Death, Dismember und Obituary genannt. Sie fegten über zahlreiche Headliner-Shows, als Support von Morbid Angel & Morgoth und die größten Metal-Festivals Deutschlands vom Party.San Open Air über das With Full Force bis zum Summer Breeze Open Air. Nur ist das alles Vergangenheit.

Die Party ist vorbei. Jetzt marschiert die Parade erst richtig los! Ihr zweites, nicht minder zerstörerisches Werk „Kingdom Of Worms“ (2014) war nur der Anfang einer markerschütternden Reise durch mitreißende Melodiegewalten, übermächtige Knüppel-Orgien und niederträchtigsten Höllengesang voll fesselnder Hooklines. Jetzt, mit Album Nummer drei, spielen Deserted Fear all ihre Karten aus. Auf dem Artwork vom neuen „Dead Shores Rising“ steht ihr Band-eigenes Maskottchen heldenhaft am Fuße eines Schlachtfelds, bedächtig aufs Meer blickend. Hinter ihm brennt eine Burg, hoch auf den Bergen. Er macht sich mit seiner todgeweihten Gefolgschaft auf zu neuen Ufern.

Treffender hätte die Metapher nicht sein können. In den letzten Jahren haben Manuel Glatter (Gitarre, Gesang) und Fabian Hildebrandt (Gitarre) ihre Heimat Eisenberg hinter sich gelassen und sind nach Jena gezogen. Am Waldrand, irgendwo zwischen Mitteldeutschlands Hügellandschaften, leben beide nebem dem Dorffriedhof Tür an Tür. Die Mikrokabel durch die Wand gezogen, zwei Heimstudios aufgebaut. Unbeeindruckt von der Außenwelt haben Deserted Fear dort ihr Momentum gefunden. Der Langeweile entfliehen: Darum siedeln sie mit „Dead Shores Rising“ auch in unerforschtes Gebiet über. Hier türmen sich neben den gewohnt eindrucksvollen Death Metal-Gewalten epische Fanfaren beeindruckend beängstigend zu stählernen Säulen auf. Vor Stärke strotzende Soli-Gewitter regnen über Simon Mengs‘ wahnsinnige Schlagzeugkunst. Wieder im Mix und Master veredelt vom hochbegabten Dan Swanö (Edge of Sanity).

„Wir wissen jetzt, was wir wollen“, hält Hildebrandt inne. „Wir können jetzt das spielen, was wir schon immer wollten.“ Keine Sorge, Deserted Fear knicken nicht ein. Sie bleiben dem Death Metal treu auf Lebenszeit, liebäugeln nur hier und da mit der packenden Kraft der Melodie-Gitarren. „Wir sind viel kritischer geworden, wenn wir Musik machen.“ So glänzt auch das lyrische Schmuckwerk mit Fernweh, raus aus eingefahrenen Strukturen. Kein abgedroschener Blutdurst. Hier das Handwerk, der Seele den Arschtritt zu geben. Das eigene Augenlicht ins Innere verlagern, sich zwingen, den Schattenseiten ins Auge zu schauen und Motivation zu finden. „Gemeinsam und miteinander, darum geht’s“, nickt Simon. „Dass man mit was Positivem mehr erreichen kann als mit einer negativen Grundstimmung.“ Ein weiser Blick, den ebenso das atemberaubende Artwork der Platte in aller Eindringlichkeit verkörpert.

In der Label-Institution Century Media haben Deserted Fear ihren Steuermann gefunden – ihr Wunschkandidat, der Freiheit schenkt. „Bands wie Grave und Asphyx, die seit Jahren auf einem hohen Level sind, konnten sich bei Century Media treu bleiben“, ehrt Manuel seine Helden. „Niemand hat die zu irgendwas gedrängt.“ Darum sind Deserted Fear auch heute zu 100 Prozent Do-it-yourself und haben „Dead Shores Rising“ wieder im eigenen Eisensound Studio eingespielt. Bewusst. Eine Band als Job steht außer Frage – „wir sind viel zu glücklich in unseren Berufen. Und wir wollen nie in eine finanzielle Drucksituation kommen.“ Maximale künstlerische Freiheit, kein Einknicken aus etwaigen Profitgründen. Das geht: „Wir haben loyale Arbeitgeber mit viel Verständnis, die uns unterstützen. Dass wir auch Freitag mal eher abhauen können.“ Oder noch eher. Denn in Zukunft stehen Europa und die Welt im Visier. Die Segel sind gehisst.

Fotocredit: Manuel Glatter
Am
19.03.2019