DESTROY BOYS



Nachdem Violet Mayugba zusammen mit ihrer Freundin Alexia Roditis einige Konzerte besucht hatte, war den beiden sofort klar: „Der kalifornische Punk hat unser Leben verändert. Wir wussten jetzt genau, was wir machen und wer wir sein wollten.“ Mit 15 Jahren gründeten die beiden Destroy Boys. Mayugba wollte Schlagzeug spielen und Roditis sollte die Gitarre übernehmen. Aber nachdem die eine der anderen ein nur gesprochenes Voice Memo vorgespielt hatte, bestand Roditis darauf: „Nein, du wirst unsere Sängerin.“ 2018 kam noch der Drummer Narsai Malik dazu, und fertig war eine der aufregendsten, weil unabhängigsten neuen Bands aus der ohnehin schon recht lebhaften Punkrockszene rund um Sacramento. Schon nach ein paar Auftritten in voll besetzten Garagen und den ersten, selbst produzierten EPs „Mom Jeans“ und „Grimester“ (noch mit dem ersten Drummer Ethan Knight) teilten sie die Bühne mit den befreundeten Mannequin Pussy und Größen wie Face To Face und Lagwagon – und auch Green Days Billie Joe Armstrong war ein früher Fan der Band. Wie immer, wenn Frauen in einer Punk-Band am Bühnenrand stehen, folgten sofort Vergleiche mit Blondie, Siouxsie and the Banshees und natürlich den Riot Grrrls. Und obwohl zu all diesen Musikerinnen durchaus eine ideelle Beziehung besteht, haben die Kalifornier*innen stilistisch eher weniger mit Sleater-Kinney oder Bikini Kill zu tun. Sie selbst haben sich im Interview mal als genre-queere Band bezeichnet, was sehr gut passt. Denn ähnlich wie Gender oder Sexualität nur ein Konstrukt sind, lassen sich auch musikalische Stile nur mit Mühe in disparate Klassen einordnen. Und so tauchen auf dem jüngsten Album „Open Mouth, Open Heart“ neben sperrigen Tracks auch mal ein an The Police geschulter Gitarrenpart, ein poppiger Mitsing-Refrain oder ein hispanisches Volkslied im akustischen Stil auf. Auch ihre Entscheidung, zum divers eingestellten Label Hopeless Records zu wechseln, darf man als Act der Emanzipation betrachten: Mayugba und Roditis wurden auf Shows von Männern belästigt, in unangenehme Situationen gebracht, und niemand konnte ihnen helfen. „Männer haben die Regeln gemacht, und diese Regeln verarschen alle anderen“, beschreibt Roditis solche Situationen „wenn wir mehr Frauen und nicht-binäre Menschen hinter den Kulissen haben, wo die Macht liegt, wird der Missbrauch in der Branche hoffentlich eingedämmt.“ Im Frühsommer steht jetzt die erste Headline-Tour durch Europa an, die Destroy Boys für vier Shows in unsere Clubs bringt.

Foto: © Magdalena Wosinska

Am
17.08.2023