Der Zauber der Dunkelheit. Musikalisch äußerst beliebt, spätestens seit der Romantik. Nachtstücke, Nocturnes, Gustav Mahler kommt der Welt abhanden und Richard Wagner schreibt mit „Tristan“ eine ganze Oper, nur im Zwielicht, harmonisch und narrativ. Alles düster, alles verloren, der Boden schwankt, die Welt schwindet.
„Das Morgenrot stimmt uns traurig (…) Das Abendrot schenkt uns Hoffnung.“ Die Sauna, 2022
Das Prinzip Indie hat sich überlebt. In einer unsicheren Welt, die von Viren, von Kriegen und vom Klima gecrasht wird, wer braucht sich da noch per Unabhängigkeit gegen die Kommerzialisierung der eigenen Popmusik auflehnen? Sämtliche Gesten marginalisieren sich angesichts der Umstände.
Und dann kommt „Die Sauna“. Eine Band aus Schliersee. Diesem so malerischen bayerischen Oberland, in dem man, wenn man dort aufwächst entweder eh mit der Welt einverstanden sein oder sich aber so richtig konstant dagegenstemmen muss. Doch so bescheuert der Bandname war, so überholt das Konzept der Jungs-Indie-Rockband wirkte, irgendwie schaffte es das Sextett, das sich 2016 gründete ins Herz von Indie-Deutschland zu spielen. Passend dazu erschien 2019 das Album „So schön wie jetzt war es noch nie“ auf Buback. Ach, welch grausamer Zynismus. Denn schöner als 2019 wird’s auch nicht mehr werden. Die Gewissheiten, mit denen diese Generation aufgewachsen ist, brechen weg und die Welt ist eine andere.
Also auf in die Gegenwart.
Foto: Anil Coskun