Was kann man machen, wenn alles den Bach runtergeht? Wenn man ungebremst in den Abgrund rast? Wie wird man fertig mit dem Wahnsinn und dem Chaos um einen herum? East Cameron Folkcore aus Austin, Texas, wissen, was zu tun ist, wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit. Sie schreien einfach zurück!
Wenn das Vorgängeralbum „For Sale“ der Schlüssel war, mit dem die Tür nach draußen geöffnet wurde, ist „Kingdom Of Fear“ der Stiefel, der die Tür aus ihren Angeln kickt und dadurch alles hereinlässt: Das Licht, die Erkenntnis und die Wahrheit, die so gleißend hell ist, dass sich eigentlich keiner mehr herausreden kann, von wegen: Ich habe nichts gewusst, ich habe nichts gesehen.
„Viele Musiker singen von ihrem Baby und ihrem Darling. Darüber, wie sehr ihr Herz schmerzt oder wie dringend sie dem anderen die Kleider vom Leib reißen wollen. Aber diese emotionale Ich-Bezogenheit interessiert mich nicht. Für mich ist unsere Musik ein Vehikel, das die Menschen verbindet und die wirklich wichtigen Themen anspricht.“ So beschreibt Jesse Moore, Sänger, Gitarrist und musikalischer Anführer von East Cameron Folkcore, den Anspruch, den die Band an ihre Songs legt.
Befindlichkeiten, Persönliches, Belange des Individuums – das alles bleibt hier außen vor. Stattdessen ist „Kingdom Of Fear“ eine kritische Bestandsaufnahme unserer Welt im Jahr 2014: Vom Überwachungsstaat zum Turbokapitalismus, vom Raubbau an der Natur bis zur Korruption in Wirtschaft und Politik, von ausbeutenden Chefs bis zu willkürlichen Polizisten.
Die Themen, die hier zur Sprache kommen, sind ungemütlich, keine Frage. Den Vorwurf, die Band sei „zu politisch“ geworden, haben East Cameron Folkcore auch schon mehr als einmal gehört. Aber es gibt für sie eben keine Alternative. „Wir gehen mit offenen Augen durch die Welt, und dieses Album ist unsere Reaktion darauf“, sagt Jesse über die Wut und Frustration, die bei der Entstehung dieser Platte entscheidend war. „Es ist nicht so, dass ich keine positiven Gefühle kennen würde. Sie spielten nur keine Rolle. Darüber wollte ich nicht singen.“
Link:
www.eastcameronfolkcore.com
Hage:
Man kennt ihn als Frontmann von seedcake. Mit viel Kaial um die Augen, melancholischem Alternative-Rock und einer Stimme, an der sich Brian Molko von Placebo bedient hat.
Als 11 jähriger durfte er von der Blockflöte zur Gitarre wechseln. Ein Glücksfall für alle Beteiligten. Dazu kamen Schlagzeug und Gesangsunterricht. Mit 14 gründete er eine Band und die ersten eigenen Songs wurden komponiert. Drehte sich damals noch alles darum Frauen zu beeindrucken und die Schwierigkeiten des Teenie-Lebens zu verarbeiten, entwickelten sich die Texte mehr und mehr in die melancholische und nachdenkliche Richtung. Beeinflusst von Radiohead, Placebo und Marillion entstand ein eigener Stil aus dem seedcake hervorging.
Mit seiner Band tourte hage quer durch Deutschland, Holland, Finnland und Polen, sammelte Erfahrungen und Inspirationen. Bis heute hat er mehr als 300 Konzerte mit seedcake gespielt.
Die Idee, die E-Gitarre abzuschnallen und durch eine akustische auszutauschen entstand eher ungewollt. Hage spielte zum Spaß auf Familienfeiern, komponierte persönliche Geburtstagsständchen und spielte auf einer Senioren-Tagung des HCC – weil die sechsköpfige Gospelband, die eigentlich dafür bestimmt war, abgesagt hatte. Ein interessanter Tausch, wie sich herausstellen sollte. Ohne den Rückhalt einer Band; sich direkt und puristisch zu präsentieren, offenbarte eine vollkommen neue Seite des Künstlers.
Ironisch, witzig und manchmal auch provokant versteckt sich hage nicht mehr hinterm Schminktopf. Er unterhält, weckt Emotionen und ist dabei vor allem eins: Authentisch. Sein Repertoire besteht aus neu interpretierten Pop und Rock Songs, ergänzt durch seedcake-Songs im unplugged Gewand.