Husten

+++ verlegt vom 06.06.20 und 27.05.21 - Tickets behalten ihre Gültigkeit +++



Der Husten verwandelt sich langsam. Wird chronisch. In diesem Jahr zeichnet ihn aber nicht mehr das anfängliche Rasseln und Keuchen aus dem Jahr 2017 aus. Er ist nicht durchsetzt vom Fiepen und Surren, das ihn vor zwölf Monaten charakterisierte. Nein, unsere drei Patienten leiden jetzt ruhiger, fast sakral an ihrer selbst herbeigeführten Malaise.

Und langsam wird eine ernste Sache draus. Moses Schneider, Gisbert zu Knyphausen und der dünne Mann haben angekündigt, ihren Husten 2020, dann pünktlich zur vierten EP, auf die Bühne zu bringen. Aber erstmal gibt es Chöre, eine vertonte Midlife-Crisis, Regen, ein dunkles Treppenhaus, Schaufensteraugen und Überredungsversuche, eine einsame Frau in der Kirche und ganz am Ende ein Lied für den Notfall. Dazu eine dystopische Szenerie, die seltsam bodenständig wirkt. Ein wenig erinnern die Lieder in der vorliegenden Reihenfolge an eine Fahrt in dem auf dem Cover zu sehenden umgebauten und frisierten Lada der Zukunft. Im ersten Lied hebt das Auto langsam ab, stottert sich wütend in Laune, um dann für kurze Zeit flüssig durch die Straßen zu surren. Am Ziel angekommen beruhigt sich das Gefährt mit dunklem Pochen, bevor es erschöpft zur Ruhe kommt und erleichtert die Lichter ausgehen. Unsere drei Protagonisten steigen aus, setzen sich auf die nächste Bank und harren fatalistisch allem, was als nächstes kommt. Aus einem offenen Fenster in der Nachbarschaft hört man Musik und jemanden leise singen.

Am
19.10.2022