Lena&Linus. Zwei, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben. Die gemeinsam Musik machen. Erst in eigenen Soloprojekten, dann als Duo. Mit nicht viel mehr als einer Gitarre und zwei Stimmen, die manchmal beinahe wie ein und dieselbe klingen. Dezenter Indie-Pop über bittersüße Anekdoten und berührende Augenblicke aus den eigenen Biografien. Mal melancholisch, dann wieder euphorisch, voller Sehnsucht und Dringlichkeit. Musik, die nahe geht – den Hörer:innen, aber auch den beiden selbst.
Mit „Fühlst du dich allein?“ erscheint jetzt die erste EP des Duos aus Würzburg über Tautorat Tonträger, dem Joint Venture von Four Music und dem Produzenten Tim Tautorat, der in der Vergangenheit bereits mit Herbert Grönemeyer, Provinz, Faber, Betterov oder AnnenMayKantereit gearbeitet hat. „Als ich die beiden das erste Mal habe singen hören, wusste ich, dass sie unbedingt als Duo Musik machen müssen“, erklärt Tim Tautorat. „Wir haben dann gemeinsam angefangen, an ihren Songs zu arbeiten und daraus ist eine wundervolle Zusammenarbeit entstanden.“
Das Ergebnis trägt den Titel „Fühlst du allein?“, die Debüt-EP von Lena&Linus. Sechs Songs über kaputte Autodächer, Turnschuhe in dieser einen, ganz bestimmten Farbe und wie sich das anfühlt, wenn man ein Paket aus Versehen an genau die Adresse schickt, an die es ganz bestimmt nicht gehen sollte. „Eigentlich ist die EP fast schon zu persönlich. Das sind alles Geschichten, die wir erlebt und Emotionen, die wir gefühlt haben“, erklären Lena&Linus. „Was alle Stücke darüber hinaus eint, ist dieses Gefühl der inneren Leere oder der eigenen Einsamkeit und der Versuch, genau dagegen anzugehen – ganz egal womit.“ Da ist zum Beispiel „Emilie“ – ein Song über den Wunsch, genau jetzt und hier in diesem Moment nicht allein sein zu wollen. Obwohl eigentlich alles okay ist, wie es ist. Nur manchmal, wenn man zu viel trinkt, dann kommen diese längst vergessen geglaubten Gefühle wieder hoch und man sucht die Ablenkung durch das Altbekannte. Abgefuckte Déjà-vus zwischen leeren Gläsern, kaltem Rauch und dem Gefühl derselben Hände von damals auf der Haut – aber irgendetwas ist doch anders.
„Hamburg” erzählt vom Irren durch die Hansestadt zu später Stunde. Wobei: eigentlich ist der Weg vollkommen klar. Raus aus der Bahn und vorbei an den Bars, in denen man doch neulich erst noch gemeinsam saß. Weiter, immer weiter bis zum Haus mit dieser Wohnung, die einem immer noch so vertraut vorkommt. Im Herzen diese Sehnsucht, in der Brust ein Gefühl von Panik und im Kopf der Wunsch, sich am liebsten zu verlaufen – obwohl man eigentlich ganz genau weiß, wo man hinmuss.
Mit jeder Menge Melancholie drehen Lena&Linus in „Grüne Nikes” die Zeit zurück. Die erste Zigarette, das letzte Kaugummi. Nachts nackt ins Freibad einbrechen und all die Dinge tun, von denen man später mal sagen wird, dass das genau die Momente waren, die nie wiederkommen. Denn die Zeit rennt und man kann nicht mehr als versuchen, sie mit Liedern wie diesem noch ein bisschen zu bewahren – und den Menschen, die dabei waren, zu sagen, dass man manchmal an sie denkt.
„Timothée Chalamet“ erzählt nur im ersten Moment von dem berühmten Filmschauspieler.
Denn wenn man genau hinhört, dann ist es vielmehr ein kleines Lied, das geprägt von
Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit doch große Fragen stellt. Zum Beispiel, ob dieses Gefühl, dass man nicht reicht, eigentlich für immer bleibt. Und ob sich eigentlich jeder manchmal so fühlt – auch die Stars aus Hollywood.
Foto: Raw Souls