Lowell:
Wörtlich genommen wie auch im übertragenen Sinne ist Lowell eine Wölfin. Ihr Name hat seinen Ursprung im Französischen, doch wichtiger ist hier ihr Zugang zur Musik und ihre Kreativität. Die Art und Weise, in der sie beides umarmt, beschreiben sie ebenso wie ihren Namensvetter: furchtlos und entschlossen, der geborene „Leader oft he pack“, sozusagen.
Geboren in Calgary, wanderte sie schon bald in die Yukongegend aus und lebte mit ihrem Vater in Carcross, in der Nähe jenes Gebirges, über das in früheren Zeiten die Goldsucher zogen. Davor war die karge Landschaft ein Paradies der – genau! – Wölfe gewesen. Und so gewann Lowell an Stärke in der einsamen Hütte, die sie mit ihrem Vater bewohnte, bevor sie einst auszog, um über Massachusetts, Ottawa, Georgia, wieder Calgary schließlich Toronto und London zu ihrer Heimat erkor. Seither spielte sie überall in Europa, arbeitete mit den besten Songautoren, Produzenten und Musikern und ließ sich durch nichts und niemanden beirren, wenn sie ihre so ergreifenden und souveränen wie auch fröhlichen Songs zum Besten gab.
Nachdem sie so die Aufmerksamkeit von Martin Terefe (KT Tunstall, James Blunt, Jason Mraz), Sacha Skarbek (Lana Del Rey, Adele, Miley Cyrus), James Bryan (Nelly Furtado, The Philosopher Kings) und Paul Herman (Dido) auf sich gezogen hatte, wurde Lowell in die Kensaltown Studios nach London eingeladen, um mit ihnen allen Songs zu schreiben. Was dabei entstand, ließ sich bloß leider nicht mit ihren eigenen Visionen synchronisieren, und weil man die junge Kollegin bestärken wollten, sich selbst treu zu bleiben, wanderte das Material auf den Müll – alles auf Anfang.
Lowells erste EP “I Killed Sara V:” war schnell im Kasten, und im September letzten Jahres erschien ihr Album-Debüt “We Loved Her Dearly”. Darauf agiert die Kanadierin – Achtung, klischeebeladene Floskel! – wie Dynamit. Wild, unerbittlich und entschlossen, und das nicht nur, wenn es um die Musik geht. Lowell will mit ihren Songs nicht nur sich, sondern auch ihren Zuhörern Kraft einflößen, sie formuliert Kampfansagen an die Geschlechter-Konventionen, an soziale Ungerechtigkeit und all die Frauenhasser dieser Welt. “You live in a man’s world, I live in my own world” singt Lowell in “I Love You Money”. Klarer Fingerzeig zur Feier unbedingter Individualität.
In dem sie frappierend offen über Themen wie sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Abtreibung und die Frauenrechte singt, macht sie ihre Musik zur Plattform des dringend notwendigen Diskurses in unserer patriarchalischen Gesellschaft. Dabei geht sie weit hinaus über das Feld Feminismus und macht sich auch für die Rechte der Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen stark. Und all das weit entfernt von den üblichen Selbstdarstellungs-Formaten des Pop. Lowells Songs mögen ihre ernst gemeinten Botschaften zwar überbringen, sie lassen sich aber auch als Soundtrack einer Menge Spaß einsetzen. Warum zum Teufel, sollte man nicht ausgelassen tanzen, während man sich noch ein paar Gedanken über die Welt macht? Lowells überbordender musikalischer Optimismus macht’s möglich. Das bewies sie schon 2012 an der Seite von Terefe auf der Hauptbühne des Roskilde Festivals, wo sie ihr erstes öffentliches Konzert mit eigenen Songs gab – vor 60.000 Zuschauern.
Ihre erste eigene Tournee absolvierte sie noch nur von einem Schlagzeuger begleitet, inzwischen gehen ihre Pläne weiter. Lowell baut an ihrer beruflichen Identität, sie tut dies höchst individuell, sehr tapfer und mit viel Vorstellungskraft. Und sie ist dabei zum Multitalent geworden, gestaltet ihre Videos und Garderoben, konzipiert ihre Photo-Shootings, das Merchdesign und etliche Aktivitäten mehr. Lowell ist die Chefin vom Dienst, sie ist, nicht sehr überraschend, „Leader oft the pack“.
Jenny Wilson:
»Jenny Wilson, a Swedish singer-songwriter best known stateside for her team-ups with Robyn and the Knife, is blessed with an effortlessly bold and assertive voice that seldom tips over into outright aggression or overbearing emotion.« pitchfork.com