LUCA NOEL



Wenn man LUCA NOEL fragt, warum er Musik macht, warum er nach drei EPs und über 25 Singles die Richtung ändert und was er sich am meisten wünscht, ist die Antwort immer gleich: Er will den Leuten seine Welt zeigen. Und zwar mit Ecken, Kanten, Irrwegen, Abkürzungen und Tiefgang. Wenn ihn auf diesem Weg Kollegen und Kritiker unterschätzen oder alte Kumpels ihm den Wind aus den Segeln reden, motiviert ihn das nur noch mehr. „Dann erst recht“, sagt er. Dann gibt er Vollgas.

Dabei muss er nichts beweisen, denn mit 22 hat der Musiker aus Mannheim schon eine fette Visitenkarte: Er veröffentlicht seit 2017 Songs, meldete mit „Fucked Up“ 2022 über 11 Millionen Streams und supportete letztes Jahr Künstler wie Michael Schulte, Glasperlenspiel und Florian Künstler. Aber der Erfolg hat ihn alles andere als satt gemacht: „‚Fucked Up‘ hat mir Türen geöffnet und dafür bin ich dankbar, aber der Track ist gar nicht so typisch für mich. Ich will immer besser werden, komplexere Texte schreiben und mich weiterentwickeln – also habe ich in den letzten zwei Jahren noch härter gearbeitet und über 50 neue Songs geschrieben. Dabei sind sehr persönliche Releases wie „Kein böses Blut“ oder die EP „Sieben Leben“ entstanden. Mich verletzlich zu zeigen, ist immer noch ziemlich beängstigend, aber es ist auch ein Knoten geplatzt, der mich total antreibt.“

Um den Knoten zu verstehen, muss man zum Anfang. Luca erlebt erst mal eine „schöne Kindheit“ – bis das Familienschiff auf Grund läuft. Es kommt zur Trennung, bei der die Kinder ins Kreuzfeuer geraten und zunächst zum Vater ziehen. „Er hat sein Bestes gegeben, aber weil er gesundheitliche Probleme hatte, konnte er uns keine Struktur bieten.“ Damals ist Luca 15 und verzweifelt auf der Suche nach Identität. „Meine Welt war zusammengebrochen und ich war einfach nur wütend“ – aber sein Drive rettet ihn. Er schafft den Realschulabschluss und wird zufällig über eine Livestreaming-Plattform bekannt. Endlich hört man ihm zu, das Internet wird zum Zufluchtsort. „Ich hatte das ja nie und es ging rasend schnell: Mega-Hype, Fantreffen und zeitweise richtig viel Geld für einen 16-Jährigen. In der Zeit starb mein Opa und das Familiendrama ging weiter– umso mehr bin ich in das andere Leben geflüchtet: lange schlafen, kiffen und die endlose Jagd nach Klicks.“

Aber es ist ein kurzatmiges Geschäft. Von einem Tag auf den anderen ist die Plattform nicht mehr angesagt und Luca fällt tief. Es sind die Motivation seiner Mutter und erneut Lucas eigener Antrieb, die ihn aufwecken. „Ich will schon gut sein in dem, was ich mache, also habe ich mich irgendwann zusammengerissen, eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht, parallel fürs Fachabi gelernt und im Getränkemarkt gejobbt. Ein harter Break, aber ich wusste, dass mich TikTok allein nicht glücklich macht und hab mich nach dem Abschluss direkt an der Popakademie eingeschrieben.“

Im Nachhinein betrachtet bewahren schwere Krisen (wenn man sie überlebt) vor Höhenflügen und LUCA NOEL ist auch deswegen erstaunlich reflektiert und steckt den Hype entspannter weg als andere. Aber er fühlt auch den Drang, sich zu zeigen und sein Bestes zu geben stärker als andere. Die Tracks, die er jetzt geschrieben hat – teilweise im Team, immer öfter auch alleine – beweisen das. „Es gibt viele Lovesongs, ich möchte die Leute lieber mit in mein Innerstes nehmen. Ich habe nichts geschenkt bekommen und immer dran geglaubt, dass ich das schaffen kann. Es gab bisher mehr Tiefs als Hochs, aber immer eine Lösung. Das ist die Message meiner neuen Songs, an die ich mich und andere erinnern will: Nimm, was passiert ist, zieh deine Schlüsse daraus und dann steh auf und geh weiter – wenn man oft genug gegen Wände anläuft, geben sie irgendwann nach.“

2024 geht es LUCA NOEL um Abschied und Ankommen, um Konflikt und Seelenfrieden, um Ernst machen und unbeschwert sein – darum, seine Welt ins gleißende Licht der Charts zu stellen.

© Luis Frederik

Am
21.01.2025

Einlass
19:00 Uhr

Beginn
20:00 Uhr