Dreckig und düster erklingt das aktuelle Mother’s Cake Album „Love The Filth“. Die Band geht dabei nicht nur musikalisch neue, psychedelische Wege, sondern bezieht auch inhaltlich eine klare Gegenposition zu gesellschaftlichen Konventionen. Statt weißer Westen gibt es Dreck auf beide Ohren und das in voller Härte.
Mit einem gewissen Stolz trägt das Trio im Titeltrack den persönlichen, inneren Schmutz sowohl musikalisch durch ungewohnte Industrial Anleihen, als auch textlich durch klare Ansagen nach außen. Besungen wird genau jene Verdorbenheit, die unsere Gesellschaft belastet, aber gleichzeitig verleugnet wird. Das Bekenntnis, diesen eigenen Makel zu lieben, zu pflegen und auch auszuleben, verhindert, dass die unterdrückten, pervertierten Gelüste an anderen ausgelassen werden. Es befreit letztendlich den menschlichen Geist von seinen Hemmungen. Und ist es nicht die Pflicht der freien Geister, die Krankheiten der korrupten Gesellschaft aufzuzeigen?
Menschliche Abgründe existieren zur Genüge – die meisten in uns selbst. Selten wollen wir uns mit ihnen auseinandersetzten oder gar identifizieren. Die Menschheit verlässt sich lieber auf einen Erlöser, der das Klima rettet und unsere Kinder erzieht. Aber jeder Heiland wird zum Fremdkörper – stellt er sich doch gegen die Interessen der Mächtigen. Wie ein unerwünschtes Monster, selbst wenn er nur das Beste im Sinn hat: Sein Gehabe ist dem Menschen oft unverständlich und flößt ihm Angst ein, da er plötzlich doch den eigenen Einflussbereich gefährdet sieht. Im Song „Gojira“ (Japanisch für Godzilla) inklusive dazugehörigem Video zollt Mother’s Cake dem gleichnamigen, missverstanden Wesen Tribut und stellt sich klar auf die Seite der Bestie. Kreischende Gitarren und röhrender Fuzz begleiten die unbesiegbare Riesenechse auf ihrem zerstörerischen Pfad quer durch die Zivilisation, angefeuert durch treibende Beats und wummernde Bässe, die dem Zuhörer die Rhythmen um die Ohren schleudern, wie Blitze aus Gojiras Rückenkamm.
Will Mother’s Cake deswegen den ultimativen Zerstörungskrieg gegen die Menschheit? Genügend Argumente dafür und gegen unsere Art wären sicherlich vorhanden. Bleibt nur zu hoffen, dass das Trio unserer Spezies angehört und falls nicht, uns wohlgesonnen ist!
Nach ihrer tollen Supportshow für Wolfmother freuen wir uns sie im März wieder in Hannover begrüßen zu dürfen.