Motorjesus

support: Gun Barrel & Gloomball



Nächste Abfahrt Hookline-City – oder: Cruisen in der Heavy-Rock-Königsklasse

„One of the best albums I have had the pleasure to mix. Awesome musicianship and most importantly kick-ass songs and excellent vocals! A future classic!” – Dan Swanö (Produzent & Metal-Legende, u.a. Edge of Sanity, Opeth, Nightingale)

Rock geht immer. Das weiß jeder. Richtiger Rock, wenn die Fäuste in die Luft gehen und der Kopf nickt. Denn egal, wie extrem die Metal-Party ist, wenn Grundnahrungsmittel wie AC/DC, Motörhead oder Sabbath aufgelegt werden, geht der Laden steil. Und steil sind Motorjesus mit ihrem letzten Album WHEELS OF PURGATORY auch gegangen: Hervorragende Kritiken, unzählige Shows und eine stetig ansteigende Resonanz überall. Sänger Chris Birx erinnert sich: „Mit der Platte haben auf einen Schlag viel mehr Leute mitgekriegt, dass es da eine coole Band aus Mönchengladbach gibt.“ Die besteht neben Frontmann Birx noch aus dem Gitarrenduo Guido Reuss und Andreas Peters sowie Roman Jasiczak am Bass und Oliver Beck an den Drums. „Aber die entscheidende Frage für uns fünf lautete: Was kommt danach?“ Die Antwort kommt im Februar mit ELECTRIC REVELATION, dem vierten Werk von Motorjesus, das alle Markenzeichen der Band vereint: Headbanger-Riffs, große Refrains und den Wunsch, in dicken Karren zu schnell zu fahren, verpackt in ein gutes Dutzend Songs, die vom legendären Dan Swanö mit einem großen Sound versehen wurden und aus jeder Pore Rock’n’Roll atmen. Die wahrscheinlich fettesten Refrains des Landes in einem wuchtigen Paket. Und das geht nun schon ein paar Jahre so…

Rückblick: Mit den Alben DIRTY POUNDING GASOLINE (noch unter dem Namen The Shitheadz) und DEATHRIDER hat sich die zwischenzeitlich in Motorjesus umgetaufte Truppe auch jenseits der vielzitierten gut informierten Kreise einen guten Namen erspielt. Schon damals konnte der Fünfer die Kraft seiner Musik auch in Echtzeit auf die Straße bringen. Egal, wie groß der Club oder die Bühne, völlig egal, ob als Support oder Headliner – Geschichte wird gemacht, Baby! Kilometer werden gefressen, und am Ende des Abends hat die leidenschaftliche Liveband bislang noch jeden, wirklich jeden Arsch getreten. 2010 erscheint dann WHEELS OF PURGATORY, das sich als großer Wurf entpuppt und Motorjesus auch auf die Festivalbühnen und ins Vorprogramm der großen Jungs bringt. Frag‘ nach bei Motörhead, Anthrax, den Misfits und Prong, bei denen die Band eine nicht zu ignorierende Visitenkarte abgibt, die den Abend für die Hauptband regelmäßig ein bisschen anstrengender werden lässt. Mit Der W bereisen Motorjesus 2011 schließlich Deutschland im großem Stil. Landkarte rauf, Landkarte runter, die Räder rollten.

2012 sollte dann ganz im Zeichen des Nachfolgers stehen, doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Und zwar mit Schwung: „Ich habe seit meiner Geburt einen Herzklappenfehler“, eröffnet der Sänger. “Es war immer klar, das ich daran mal irgendwann etwas machen muss – mit Mitte 40, dachte ich, denn solange du nichts merkst, machst du dir auch keinen Kopf. Irgendwann war dann aber klar, dass ich bald unter‘s Messer muss.“ Aber ganz ließ sich die Karre nicht ausbremsen: „Die Jungs standen währenddessen im Studio und haben die Basics eingehämmert.“ Die gute Nachricht: Mit der Pumpe ist alles wieder paletti. Das wird spätestens deutlich, wenn Birx das erste Mal seine mächtige Stimme ertönen lässt. Doch lediglich ein Song auf ELECTRIC REVELATION befasst sich direkt mit diesem einschneidenden Ereignis, die packende Ballade ‘Rust’: „Ich wollte nicht die ganze Platte vollheulen und in Selbstmitleid versinken“, sinniert der Sänger. „Mit Mitte 30 mal eben mit deiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden, ist allerdings schon eine krasse Geschichte.“ Auf eine gewisse Weise tat das dem Werk jedoch gut: „Manche Songs sind in der Pause noch mal gereift, denn wir konnten noch mal an den Feinschliff ran. Vieles war vorher ganz in Ordnung, jetzt ist es richtig cool. Komischerweise fiel uns das Komponieren nach der OP sogar leichter als vorher. Wir wollten mindestens ein ebenbürtiges Album abliefern, unserer Linie treu bleiben, aber uns nicht krampfhaft wiederholen.“

Tatsächlich sind die zwölf Songs plus Intro eindeutig Motorjesus. Und noch mehr, denn Stillstand verträgt sich nicht mit Vollgas-Rock einer lebenden, ungekünstelten und nicht zusammengecasteten Band. Der Fachmann nennt das wohl „seinen eigenen Stil finden“. Birx nickt: „Ich persönlich finde ja die etwas ,anderen‘ Songs am interessantesten. ‘The Warning‘ mit dem ungewöhnlichen Arrangement, ‘Electric Revelation’ mit der Metal-Kante oder ‘Back In The Action Car’, das mit seinem Shuffle Thin-Lizzy-Flair verbreitet. Und ja, wir haben eine bestimmte Art Songs zu schreiben“, gibt er dann zu. „Krasse Experimente sind nicht am Start, warum auch? Wir fühlen uns sauwohl in unserer Haut!“ Und womit? Mit Recht. Denn ELECTRIC REVELATION ist die logische Weiterführung von WHEELS OF PURGATORY.

So haben neben den angesprochenen Songs etliche Brecher in bester Motorjesus-Manier den Weg auf das neue Werk gefunden. Sprich: Fuß auf die Monitorbox, vier vorgezählt, nächste Abfahrt Hookline-City. Drei dieser Songs gehören sogar zusammen, wie der Kapitän enthüllt: „Das Gesamtkunstwerk ist wichtig. Wir stehen auf Alben, bei denen Texte, Musik und das Artwork ein Ganzes bilden. Um Gottes willen sollte es kein Konzeptalbum werden, aber irgendwie miteinander verzahnt sein.“ Neben dem Titelsong bilden noch ‘Trouble In Motor City’ und ‘Resurrection Man’ eine Einheit, die Chris umreißt mit „Jesus kommt nach Sin City und mischt den Laden mal so richtig auf“. Es darf nämlich durchaus ein bisschen mehr sein: „Wahllos ein Scheiss-Cover draufklatschen und irgendwelche Texte verzapfen kann jeder!“ Ein bisschen Hingabe hat schliesslich noch niemandem geschadet.

Eingespielt wurde ELECTRIC REVELATION erneut mit Achim Kaiser, der schon seit den ersten Demos als soundtechnischer Begleiter fungiert. Die Vocals und Gitarrensoli nahm Dennis Marschallik von Blood Of God und Synasthasia in seinen Don Phallus Studios auf. In Sachen Mix entschieden sich Motorjesus allerdings mit Dan Swanö für einen prominenten Namen. Dabei stand der ehemalige Edge Of Sanity-Musker bislang eher für Produktionen mit Opeth, Katatonia und Marduk. „Klar, wir hatten erst unsere Bedenken, da Swanö sonst mit härteren Sachen in Verbindung gebracht wird. Aber genau deshalb hat er uns einen 1A-Rock-meets-Metal-Sound gezaubert, der optimal zur latent härteren Ausrichtung der neuen Platte passt“, erklärt Birx. „Wir sind eben ein Bastard aus Hard Rock, Stoner, Classic Rock und jeder Menge Metal. Von den üblichen Rock’n’Roll-Klischees allerdings versuchen wir uns zu distanzieren. Mittlerweile packt jede zweite Band eine Karre auf ihre Fotos. Vielleicht liegt das am Erfolg von Volbeat?“, lacht der Sänger. Mit denen, so darf an dieser Stelle eingeworfen werden, teilten sich die Gladbacher schon die kleinsten Kneipenbühnen, als es auch für die Dänen noch um Schlafplätze für die Nacht und maximal ein Freigetränk ging. „Wir wissen noch ganz genau, wie das ist, wenn du abends ein Shirt und eine CD verkaufst, aber noch den Sprit für die Heimfahrt bezahlen musst“, erinnert sich Birx. „Deswegen bleiben wir auf dem Teppich. Musik zu machen ist für uns ein absolutes Privileg“, fasst er zusammen, und man hört die Leidenschaft heraus. „Wir sind ganz normale Jungs aus Gladbach, die zusammen als Kumpels im Proberaum stehen und Songs schrauben. Genau so sehen wir uns. Und nicht anders.“

Umso erstaunlicher mag es manchen scheinen, das diese fünf Typen mal eben einen heißen Kandidaten für die internationalen Rock-Bestenlisten des noch jungen Jahres abgeliefert haben. Abgerechnet wird eben am Schluss. Vielleicht haben sie nicht den Papst in der Tasche, aber dafür den Jesus hinterm Motor, das sollte Glück genug bringen. Obwohl: Wer solche Songs schreibt, der landet irgendwann oben. Mit Vollgas. Garantiert.

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Am
04.12.2014