Norbert Buchmacher



Norbert Buchmachers musikalischer Werdegang ist alles andere als geradlinig. Der Mann mit der warmen und gleichzeitig schroffen Reibeisenstimme ist der Musik immer schon eng verbunden, war mehr als zwei Jahrzehnte mit Bands unterwegs, hat viel gesehen von der Welt. Für unzählige Punk- und Hardcorebands hat er Merch verkauft und den Laden zusammengehalten bis er selbst die Hardcoreband „one on one“ gründete. Die Band löste sich irgendwann auf und Buchmacher besann sich wieder auf seine Handlangerfähigkeiten. Mit dem Schreiben hat er jedoch nie ganz aufgehört.

Irgendwann lernte er Alan Kassab (Ex-The Heartbreak Motel, Zero Mentality, Frère, Die Negation) kennen. Jahre später erinnert er sich wieder an diesen und sucht den Kontakt zu dem mittlerweile in England lebenden Songwriter. Die Künstler bemerken, dass sie sich ihren harten Wurzeln zwar noch immer verbunden fühlen, aber musikalisch schon lange ganz woanders hin wollen. So findet Buchmacher, der zwar mit seiner Wandergitarre ein paar Akkorde hinbekommt, sich sonst aber ganz als Sänger und Texter versteht, in Kassab den perfekten Partner – und der Multiinstrumentalist aus dem Ruhrgebiet wiederum entdeckt endlich jenen Sänger, den er so lange gesucht hat: Einen, dessen Texte eine eigene Sprache besitzen, die intelligent sind, ohne dabei zu verkrampfen, große Bilder aufmachen und die Menschen dazu einladen, sich darin wiederzufinden.

Inspiriert von Bruce Springsteen, Tom Waits, Element Of Crime oder dem frühen Grönemeyer ist eine Musik entstanden, die die große Geste wagt und dabei die Authentizität Buchmachers, die nicht zuletzt aus seiner feinsinnigen Beobachtungsgabe erwächst, in die vielschichtige und satte Produktion Alan Kassabs einwebt – und damit zu Stücken führt, die einen packen, einem die eigene Melancholie zugänglich machen, aber auch ganz andere Gefühlsregungen zulassen. Das ist Pop-Musik, die den kritischen Blick in den Spiegel nicht scheut, die auch in den Abgrund schaut, die mitten zwischen den Menschen ihre Stimme erhebt und einen Appell formuliert, der in diesen Tagen wichtiger ist denn je: Hört einander zu, geht aufeinander zu, sprecht wieder miteinander. Der Geist, den die beiden in ihren Punk- und Hardcore-Tagen kennengelernt haben, hat in der Musik von Norbert Buchmacher ein neues musikalisches Gewand gefunden. Was die elf Stücke eint, die in diesem Prozess nun schließlich zum ersten Norbert Buchmacher-Album „Habitat einer Freiheit“ geführt haben, ist eine ausgeprägte Einfühlsamkeit, musikalisch wie textlich – getragen von einer Erzählerstimme, die zwischen Ausbruch und Intimität zeigt, was das Leben bedeuten kann.

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15.06.2019