Pabst – verlegt auf 25.05.21



Rockmusik im Jahr 2020 – wie muss das eigentlich klingen, um nicht vollkommen egal zu sein? Die Antwort hätten Pabst mit „Deuce Ex Machina“ parat. Nach unzähligen Touren, Festival-Slots und Support-Shows für erklärte Fans der Band (u. a. Bob Mould von Hüsker Dü, Leoniden, Kadavar und Drangsal) veröffentlicht das Berliner Trio am 19.06. sein zweites Album auf dem eigens gegründeten Label Ketchup Tracks.

Im Vergleich zum Debüt „Chlorine“ von vor zwei Jahren, erscheint „Deuce Ex Machina“ zunächst wie die sympathische Gestalt des Teufels aus der konkreter und klarer geschliffenen Produktion von Moses Schneider und Magnus Wichmann. Hinterrücks zeigen sich die elf in verschiedenen Live-Sessions aufgenommen Songs aber treibender und zwingender, zum Durchatmen bleibt kaum Zeit. Mal werden wie bei „Ibuprofen“ und „Skyline“ Verzerrung und Drums bis zum quietschenden Anschlag gefahren, dass der verballerte Schädel dröhnt, mal bleiben die bittersüßmisanthropischen Hooks von „Useless Scum“ oder „Straight Line“ kleben. Auf „Deuce Ex Machina“ schütteln Pabst nebenbei kräftig am Hives‘schen Skandi-Rock ’n’ Roll der 2000er („Legal Tender“), nur um später mit einem der trockensten Betonwüsten-Riffs aller Zeiten und dem programmatischen Titel „Hell“ aus der asphaltierten Mojave-Desert Berlin-Marzahn zu grüßen.

Inhaltlich trauen sich Pabst auf „Deuce Ex Machina“ auch an die großen Themen – ohne je das nötige Augenzwinkern zu vergessen oder in Plattitüden zu verfallen. Da sehnt man in „Up The Heat“ abgestumpft vor lauter Langeweile den Weltuntergang herbei, glorifiziert den hedonistischen Medikamentenkonsum mit „Ibuprofen“ oder verflucht wie bei „Skyline“ das chronische Verlierer-Dasein in einer Stadt, die einen am liebsten in die Müllpresse der gescheiterten Nicht-BWLer-Existenzen schmeißen will.

Dass sich die Songwriting-Qualitäten von Pabst unüberhörbar auf internationales Niveau abheben, war schon auf „Chlorine“ zu erkennen. Mit „Deuce Ex Machina“ schütteln die drei ihren Fuzzy-Grunge-Cocktail mit poppigen Refrains und angenehm leichtfüßigen 90er-Reminiszenzen aber noch etwas stärker durch. Ob sich diese Mischung, zusammen mit dem unermüdlichen Touren und der sich selbst nicht so ernst nehmenden Einstellung in den sozialen Medien, auszahlen wird, sollte eigentlich keine Frage mehr sein. Und selbst wenn doch – Pabst sind: „Not here for the money […]! In it to get fucked up, maybe to play a little rock and roll!“

Photocredit: Max Hartmann

Am
10.12.2020