Pierce Faccini



Das aktuelle Album I Dreamed An Island des in der Provence beheimateten britisch-italienischen Singer-Songwriters Piers Faccini basiert auf seinem Traum einer Reise durch die Stürme der
Angst und Intoleranz in der Welt, hin zu einem imaginären sicheren Hafen. Dieser Hafen existierte im 12. Jahrhundert auf Sizilien tatsächlich für eine flüchtig-kurze Zeit. An der Wegscheide der
westlichen, arabischen und byzantinischen Kulturen lebte auf dieser Insel die fortschrittlichste und aufgeklärteste Gesellschaft Europas im Mittelalter.

Das Album zeichnet ein modernes Bild dieses einmaligen Moments der kreativen Zusammenarbeit verschiedener Völker und Glaubensgemeinschaften und feiert die kulturelle Vielfalt auch durch die Nutzung verschiedener Sprachen wie Englisch, Französisch, Arabisch und italienischen Dialekten.

Die Musik auf dem Album bewegt sich zwischen den Welten und Zeiten – elektrische Gitarren kommunizieren mit einer barocken Viola D’amore, eine Oud antwortet einem mittelalterlichen Psalter und eine marokkanische Gimbri pulsiert trancehaft zu einem Schlagzeug.

So ist der Sound eines portugiesischen Madrigals in Faccinis imaginärem Hafen nahe der arabischen Makam-Musik und Worte in englischer Sprache werden zu gesungenen Mikrotönen gesetzt,
die man aus türkischen Taksim-Stücken kennt. Die Genres werden überschritten und verwandelt: John Martyn in Ali Farka Touré, Pentangle in eine tunesische Hochzeitsband und eine sizilianische Chaconne in ein Tuareg-Wüstenriff.

In seinem neuen, mittlerweile sechsten Album spiegelt sich auch Piers Faccinis eigener familiärer Hintergrund wider. Er wuchs in den 1970er und 1980er Jahren in einer dreisprachigen Familie in
Frankreich, Italien und Großbritannien auf. Seine imaginäre Insel ist eine mediterrane multilinguale Utopie voller Orangenhainen, Hufeisenbögen, Blattgold, Lapislazuli und vielen Geschichten. „Judith“ schält vor den Toren Cordobas im Spanien von Al-Andalus für die Soldaten Orangen, „Drone“ überträgt die Gewalt der religiösen Auseinandersetzungen in der europäischen Geschichte in einen zeitgenössischen Kontext. „Oiseau“ wurde am Tag nach den Pariser Terrorangriffen 2015 geschrieben, als Faccini auf Tournee in Tunesien war und beschreibt einen schlafenden Mann, der in einem Albtraum über terroristische Gewalt gefangen ist. Aus den Tiefen seines Traums heraus bittet er mit einem Aufschrei einen Vogel auf seinem Fenstersims, ihn mit seinem Gesang aus seinem Traum zu erwecken. „Bring Down The Wall“ ist von den Zuständen in Calais und Trumps Plänen für eine Mauer zum Nachbarland Mexiko inspiriert und „The Many Were More“ ein Aufruf zur Toleranz und Koexistenz. Der Song enthält ein arabisches Gedicht des sizilianischen Lyrikers Ibn Hamdis aus dem 12. Jahrhundert und wird von dem algerischen Sänger Malik Ziad gesungen.

Ab Oktober kommt Piers Faccini mit seinem aktuellen Album I Dreamed An Island für 7 Termine nach Deutschland.

Fotocredit: Oliver Metzger
Am
01.11.2018