Polar und Tripsitter



Älter zu werden ist eine Tatsache des Lebens. Man muss sich damit abfinden, ob es uns gefällt oder nicht. Mit dem Alter kommt Reife und mit der Reife kommt in vielerlei Hinsicht eine klarere Sicht auf das Leben und die Dinge, die wichtig sind. Das gilt auch für eine Band. Wenn man feststellt, dass die Musik, die man einst gemacht hat, nicht mehr das widerspiegelt, was man heute ist, dann muss man etwas ändern oder für immer auf den festgefahrenen Wegen steckenbleiben. Dieser Ansatz stand im Mittelpunkt des Erschaffens von „Nova“, dem neuen Album der Londoner Post-Hardcore-Band Polar. Nach dem hervorragenden „No Cure No Saviour“ von 2016 ist dies eine neue Art von Statement. Raffiniert, anspruchsvoll und wild gleichermaßen zeigen die zwölf Songs den Sound einer Band, die ihre Geschichte neu schreibt und in eine glänzende und streitlustige Zukunft blickt.

Gegründet 2009, sind Polar heute ganz anders als das Biest früherer Jahre. Überlegter, geradliniger, aber nicht weniger leidenschaftlich in ihrem Schaffen, zeigt „Nova“, dass sie Experimentieren im Sinn haben, etwas, das man normalerweise nicht von einer Band erwarten würde, die eher den Kopf abreißen möchte, als einen zum Nachdenken zu bringen. Aber die Zeiten ändern sich. Der Spielraum verdeutlicht, wie weit die Band gekommen ist, aber auch wohin die Reise gehen soll. Beim Song „Drive“ beispielsweise fließen gewaltige Riffs und raue Vocals mühelos in üppige Emotionen und elektronische Stiche über. Es ist guter altmodischer britischer Hardcore, aber nicht so, wie man ihn kennt.

Was vorher war, spielt keine Rolle, denn Polar denken nur an die Zukunft. Mit Ehrgeiz auf dem absoluten Höhepunkt und mit dem stärksten Line-up, das sie je hatten, führt der Weg einzig nach oben. So grimmig, abwechslungsreich und absolut überzeugend haben Polar noch nie geklungen.

Photocredit: Pressefotofreigabe von Avocado Booking

Am
12.05.2019