Someday Jacob plus special guest: SOBI



Auf ihrem letzten Werk haben Someday Jacob die goldene Sonne Kaliforniens über der norddeutschen Tiefebene aufgehen lassen: „It Might Take A While“ trug an vielen Stellen die DNA des 70s-Folkrock in sich und verwob liebevoll mehrere Dekaden Popmusik zu einem ungewöhnlichen Werk. Überall Melodien, man wusste gar nicht, wohin man zuerst hören sollte. Die Arbeit am Lied: Darum geht es bei dem Quartett um Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jörn Schlüter. Nicht um schnelle Schlüsselreize, nicht um Selbstinszenierung – und ganz gewiss nicht darum, besser als die anderen zu sein. Musik ist kein Wettbewerb, sondern ein Gespräch. Ist sie es nicht, fühlt sie sich leer an.

Jeder weiß etwas Gutes: „Everybody Knows Something Good“. Für das so betitelte neue Werk – es ist insgesamt das dritte – gehen Someday Jacob in die Stadt. Evozierten die Lieder des Vorgängers Wälder und Schluchten, wird der Ton nun etwas konkreter, direkter – „Everybody Knows Something Good“ ist eher ein Haus als eine Wiese. „Die Lieder von der Platte kamen uns wie ein Versteck vor, vielleicht eine Höhle oder ein Baumhaus“, erklärt Schlüter, „die neuen Songs hatten dagegen etwas Unmittelbares, Offenes und Klares. Wir wollten einen Sound, der das ausdrückt.“ Den richtigen Mann dafür fanden Someday Jacob, wie schon zuletzt, in Nashville: Der Grammy-dekorierte Rick-Rubin-Sidekick Ryan Hewitt (Red Hot Chilli Peppers, Johnny Cash, Avett Brothers, Angus & Julia Stone) setzte die Aufnahmen des Quartetts in Szene. Das Master stammt wieder von Richard Dodd (Tom Petty, George Harrison).

Dass die Zusammenarbeit zwischen den Kontinenten ganz wundervoll funktioniert, hört man zum Beispiel bei „Slow Down“: Das Lied ist ganz und gar Someday Jacob, doch es mischen sich Assoziationen des Late- Seventies-L.A.-Sounds hinein, wie zum Beispiel Lenny Waronker ihn für Rickie Lee Jones oder die Doobie Brothers erschuf. „Hands Of Love“ dagegen führt geradewegs in das von Musikern wie Jason Isbell bewohnte Americana-Nashville der Gegenwart. Und das bittersüße „Your Medicine“ evoziert den sanften Songwriter-Pop von Josh Rouse bzw. Fleetwood Mac. Und wieder sind überall Melodien. Someday Jacob haben Lieder aufgenommen, deren sanfte Euphorie glücklich macht und deren feine, unprätentiöse Sensibilität bewegend ist. Dabei wären Someday Jacob nicht sie selbst, wenn nicht auch das Brüchige, Kantige in ihrer Musik steckte. Höhepunkte sind das mit dunklen Streichern illuminierte „Man without a Cause“ oder das etwa an Rodriguez oder den frühen Jose Gonzales erinnernde „Sorrow and a Song“.

Ein Großteil dieses Albums nahm seinen Anfang im März 2016, als Schlüter bei einem medizinischen Notfall in New York City fast ums Leben kam (es ist aber alles wieder gut). Bremse treten, Luft holen, nachdenken: Die Zwangspause in einem New Yorker Krankenhaus führte zu der unausweichlichen Bestandsaufnahme, was einem im Leben wichtig ist, und wurde zur Quelle für einen Großteil der neuen Songs sowie den Namen des Albums. Und so gibt es auf „Everybody Knows Something Good“ eine ganze Reihe von NYC-Verweisen, beim irgendwie an die Ostküste erinnernden Artwork sowie beim Opener „Leaving New York“, aber auch in der Momentaufnahme „Your Medicine“ oder dem New-York-Suchspiel „Slow Down“.

Bei alldem durchzieht natürlich der musikalische Charakter von Someday Jacob auch das neue Repertoire: Man spürt die ungemeine Entspannung in dieser Musik, die entschleunigt und tief durchatmen lasst und bei allem Schmerzlichen und Unauflösbaren sagt: Hinter den Bergen ist Ruhe.

SOBI ist eine junge Singer-Songwriterin. Ihre Wurzeln liegen in Sri Lanka, geboren wurde sie in Madrid und nach ein paar Jahren in London und Manchester lebt sie nun in Hannover. Sie klingt wie eine Mischung aus Norah Jones, Laura Marling und Damien Rice. Ihre Lieder handeln häufig von der Reflektion gemachter Lebenserfahrungen und diese auf positive Art und Weise für die Zukunft zu nutzen.

Photocredit: Caspar Sessler

Am
22.02.2018