The/Das support: Nils Nordmann

Intro, Byte FM & Noisey präsentieren "Tour 1"



The/Das haben sich für einen spannenden Weg entschieden. In der bisher noch kurzen Geschichte ihrer aktuellen Abenteuerfahrt gönnen sich Fabian Fenk und Anton Feist den Luxus, auszuprobieren, zu verwerfen und neu anzusetzen. Sie haben mit ihren musikalischen Grenzen gespielt, vor allem aber auch Möglichkeiten der eigenen Zusammenarbeit immer wieder neu in Frage gestellt und ausgelotet. Bereits mit ihrer vorherigen Band Bodi Bill reißen sie zusammen mit Alex Stolze wie nebenbei Genregrenzen ein, tragen geschicktes, raffiniert angefolktes Songwriting in die schwitzenden Electro Clubs, oder umgedreht, und geben der extatischen Abfahrt eine klingende Seele. Mit einem unverwechselbaren Klangkosmos, einer verdrehten Bildsprache und vor allem mit ihren fantastischen Konzerten setzen die drei mit großer Leichtigkeit prägende und nach wie vor geltende Marken. Als Bodi Bill dann im Moment des schönsten Strahlens in eine wohlverdiente Verschnaufpause geschickt wird, wendet sich Stolze mit Dictaphone und vor allem Unmap einem neuen, wesentlich düsteren Bandsound zu, während Fenk und Feist mit The/Das nach einer flexibleren Form des Musikmachens suchen, nach leichterem Gepäck und schnellerem Output, ohne sich in der Unverbindlichkeit eines Projektes zu verlieren.

Mit großer Neugier und fast kindlicher Verspieltheit stürzen sich The/Das auf neue Kollaborationen und veröffentlichen kurze Formate, um ihre neuen Eckpunkte abzuklopfen. Zwei EPs mit mit eher techno-lastigen Stücken erscheinen auf dem äußerst geschmackssicheren Label Life And Death, den ebenfalls dort beheimateten Tale Of Us leiht Fenk seine markante Stimme. The/Das reisen um die halbe Welt, treten je nach Kontext als Band auf oder verbinden ihre Stücke einfach so zu pulsierenden DJ-Sets. „Speak Your Mind Speak“ erscheint, die Debüt-EP mit deutlicher song-orientiertem Material auf Sinnbus sowie auf dem eigenen Label Krakatau die dazugehörigen Remixes mit Arbeiten von Uffe, Benjamin Damage und Vaal. Und immer mehr verdichtet sich die Handschrift von The/Das, wächst ihr lässiger Entwurf leicht unterkühlter und in hohem Maße lebendiger elektronischer Musik mit Tiefgang und Liebe zum Detail.

Nun erscheint mit „Freezer“ das erste Langspielalbum und all die Umwege, die verschiedenen Ansätze laufen in einem Punkt zusammen. Diese aufregende Mischung aus Zufall, dem Zulassen von Fehlern, dem Experiment mit unsicherem Ausgang auf der einen und der Erfahrung und Souveränität auf der anderen Seite. Sich so sorglos auf dieses Zusammenspiel zu verlassen, diese Arbeits- und Denkweise sei eigentlich eine Anmaßung, sagt Anton Feist. Und doch entstehen auf diesem Weg die hier vorliegenden acht Stücke und zeigen The/Das als an sich gewachsene Einheit mit neuem Selbstbewusstsein. Als eine Band mit gelassen und sicher agierenden Akteuren und einer sehr eigenen Stimme, die mit sich im Reinen ist. Nicht nur ist eine viel deutliche Entspanntheit hörbar geworden; der lockere Umgang mit den Produktionsmethoden und die gesammelten Erfahrungen lassen The/Das immer weniger Projekt und immer mehr Band werden, die nun fest mit mehr Musikern zusammen arbeitet, um im technoiden Gerüst ein deutlicher organischeres Klangbild zu entwickeln. So sind neben Langzeit-Livemitglied Thomalla (Krakatau, Running Back) zusätzlich Jörg Wähner (Apparat) und Gunnar Spies (Mia.) am Schlagzeug zu hören, die nun ebenfalls fest in die Live-Umsetzung integriert sind. Abgesehen von diesem bewussten Schritt gestatten sich The/Das in allen anderen Belangen, sich vor allem nicht für irgendetwas entscheiden zu müssen, das aber weiterhin mit Vorsatz und Anlauf.

So zeigt sich auf „Freezer“ wiederum die große musikalische Spannbreite, die von allen Beteiligten zu erwarten ist. Von gewählt ausformulierter und sehr „soundiger“ Electronica im Opener „My Made Up Spook“ bis zum schnodrigen „Parallel Worlds“, das ebenso spontan entstanden wie in seiner Ungeschliffenheit aufgenommen wurde; vom hypnotischen „Miami Waters“ über das tieftraurige „Receiver“ hin zum überbordenden Titelstück – „Freezer“ ist als Album eine zärtiche Liebeserklärung an den Entdeckungsdrang und die Ferne, die Neugier und die Verwirrung, eine Ode an das unbedingte Dinge-Zusammen-Machen, ein konkreter Sprung in die Bresche für das Verträumte und für mehr Lücke. Und es zeigt The/Das als eine sich auf aufregende und faszinierende Weise ausdehnende Band.

Über ihren gesamten Output verteilt haben The/Das bisher ein großes Versprechen gegeben. Mit „Freezer“ lösen sie es ein.

Links:

Miami Waters
My Made Up Spook
Parallel Words
Am
21.10.2014