Norddeutsche Gelassenheit, es gibt sie wirklich. Torpus & The Art Directors sind der Beweis. Kaum eine neue Band wirkt so gelassen und gleichzeitig doch so selbstsicher wie das aus dem nordfriesischen Niebüll stammende, mittlerweile nach Hamburg umgesiedelte Quintett. Beweis gefällig? Während der Aufnahmen ihres neuen Albums in Berlin mit Simon Frontzek alias „Sir Simon“ tauchten sie vor halb zwei gar nicht auf. Nicht, weil sie gerne saufen, sondern weil sie einfach gerne schlafen. Augenzeugen berichten, dass die erste Amtshandlung dann meist erst einmal das gemeinsame Kochen war.
So viel Gelassenheit kann man sich erlauben, wenn man solche Songs hat wie Torpus & The Art Directors. „From Lost Home To Hope“ lautet der Titel ihres famosen Albums. Eine Zeile übrigens, auf die sich die meisten Songs zurückführen lassen. „Es geht oft ums Verlassen oder das Ende von etwas“, verrät Sänger Sönke Torpus, „aber trotzdem auch darum, neuen Optimismus und Hoffnung zu schöpfen.“ Musikalisch untermalt haben Torpus & The Art Directors das mit warmem Folk-‐Pop, geprägt von Country-‐Einflüssen und fünfstimmigem Chorgesang, der so harmonisch klingt, dass es schon fast unverschämt ist. Instrumente wie Mandoline, Banjo, Harmonium, Trompete und Kontrabass kommen dabei zum Einsatz. Mal erinnert das an Mumford & Sons und die Fleet Foxes, manchmal an Arcade Fire. Folglich klingt „From Lost Home To Hope“ überhaupt nicht deutsch – aber irgendwie so selbstverständlich gut. Als wüssten Torpus & The Art Directors ganz genau, was sie wollen.
Und das tun sie natürlich auch. Sönke Torpus, Gitarrist Melf Petersen und Schlagzeuger Felix Roll spielten schon als Teenager zusammen in einer Band. Um sich voll und ganz der Musik zu widmen, zogen sie nach dem Abitur zusammen nach Hamburg. Zu fünft in zwei Zimmer. Wenn das nicht von Hingabe zeugt. „2009 habe ich dann angefangen, unter meinem eigenen Namen Singer/Songwritermusik zu machen“, erzählt Torpus. „Weil Melf fand, dass meine Myspace Seite scheiße aussieht, ernannte er sich selbst zu meinem Art Director und spielte dann auch ganz schnell wieder mit.“ Wenig später kam auch Roll dazu. Mit Multiinstrumentalist Ove Thomsen und Bassistin Jenny Apelmo wuchs die Band schließlich zum Quintett und nannte sich wegen eines zufällig gedruckten Plakats fortan Torpus & The Art Directors.
Sie buchten ihre eigenen Touren, spielten in Kneipen, Wohnzimmern, Fußgängerzonen, Scheunen, auf Weihnachtsmärkten und sogar in einem Waschsalon. Und auch sonst machten sie von Postern bis zu den Artworks alles selbst. „Eben so, wie wir es gut finden“, so Torpus. „Das gilt für die Musik, aber auch für das ganze Drumherum.“ So ist es kein Wunder, dass Torpus & The Art Directors sich für die Veröffentlichung ihres Albums etwas Besonderes haben einfallen lassen: Zwölf Konzerte an drei Tagen in drei Städten. Vom 11. bis zum 13. Oktober spielen sie in Hamburg, Berlin und Köln jeweils einmal auf der Straße, in einem Plattenladen, einer Kneipe und schließlich in einem Club. So lässig wie diese Band muss man erstmal sein.
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