Vega, Bosca und Face – Ausverkauft!



„Ich gehöre zu dieser Stadt, bin ein Teil von Frankfurt. Inventar, wenn man so will“, sagt Vega und lacht. Vega ist kein Star, mit dem man schnell im Vorbeigehen ein Selfie macht, sondern einer, dem die Leute anerkennend auf die Schulter klopfen, wenn er durch ihre Straßen geht. Jemand, zu dem man nicht aufschaut, sondern der einem auf Augenhöhe begegnet. Seine Fans merken sich das. Sie stehen hinter ihm. Diesem Frankfurter Jungen mit Kraft in der Stimme und Leidenschaft in jedem Wort, dessen viertes Soloalbum „Kaos“ 2015 schließlich auf Platz 1 der Charts eingestiegen ist.

Vegas neues Album „V“ ist ein mutiges Album, eine Standortbestimmung, ein Bekenntnis zur Beständigkeit. Ganz bewusst antizyklisch und darauf bedacht, nicht dem Trend zu folgen, sondern sich auf seine eigenen Stärken zu besinnen. Mag sein, dass gerade Musik von anderen die Charts bestimmt und die Klicks sammelt. Aber ist es nicht gerade wichtig, sich treu zu bleiben und seinen eigenen Weg zu gehen? Denn genau das tut Vega auf „V“ so, wie man es von ihm gewohnt ist. Schon das epochale Intro macht klar: Hier erzählt einer aus seinem Leben. Von Höhen und Tiefen, Liebe und Hass, Freude und Trauer. Vom Kapitulieren seiner Lunge in Kindertagen, dem ewigen Drang es allen beweisen zu wollen, dem ersten Song, der ersten Schlägerei, dem ersten Drogendeal. Von dem ständigen Kampf, dem ewigen Druck – alles nur, damit endlich alle an seinem Tisch essen. Denn Vega hat nie nur für sich gekämpft. Immer auch für seine Jungs, für seinen Verein, für seine Stadt.

Mit „Winter in Frankfurt“ hat Vega seiner Heimatstadt ein beeindruckendes Denkmal errichtet, das seinesgleichen sucht. „Natürlich habe ich in meiner Musik schon viel über Frankfurt erzählt, aber diese eine Hymne hat bis jetzt immer gefehlt“, sagt Vega. Und wenn er zu atmosphärischen Geigenklängen und harten Drums „Jede Zeile heißt: Ich bleibe hier / jeder Stein hier ist ein Teil von mir“ rappt, wird klar, dass V seinem Frankfurt auf ewig die Treue halten wird. Genau wie seinem verstorbenen Schwiegervater, dem er mit „Für Vinko“ einen Abschiedsbrief gewidmet hat, der zu Tränen rührt und mit Zeilen wie „Ich spüre, dass du da bist – in jedem Tropfen, der zu Boden fällt, / jedes Lachen unserer Sonne, die den Mond erhellt, / in jedem Sturm, in jeder Blume dieser Stadt“ gleichzeitig doch Mut macht und einem die Angst vor dem Ende nimmt. Auch „Delorean“ lebt von diesem wehmütigen Rückblick. Der Song ist eine Reise durch die Zeiten, zurück zum Anfang. „Deshalb steig’ ich in die Zeitkapsel, bis an den Ort an dem wir Kinder waren, dann noch weiter Richtung Kinderwagen / einfach hingefahren – in meinem Delorean“, rappt Vega. „Den Song habe ich aus einem Gefühl der Sehnsucht nach alten Zeiten geschrieben, dass mich immer wieder überkommt. Er ist eine Reise zu Orten und Menschen, die für mich wichtig waren.“

Etwas, dass sich auch in den Features auf „V“ wiederspiegelt. Auf „Deshalb lieb ich sie“ kommen mit den Gästen Credibil und Moses Pelham gleich drei Generationen Frankfurt zusammen. Weitere Features stammen von Face – und Casper, mit dem Vega vor exakt zehn Jahren bereits einen Song aufgenommen hat. Mit dem Feature auf „Lass sie reden“ geht für Vega ein Traum in Erfüllung. „Das war das Feature, was ich immer machen wollte. Casper ist für mich einer der besten Rapper Deutschlands.“

All das macht „V“ zu nicht weniger als Vegas bisher bestem Album. Denn es ist die Essenz aus allen Veröffentlichungen. „V“ ist rough und rotzig auf der einen Seite, dann aber wieder auch einfühlsam und vielleicht sogar ein wenig erwachsen. Und wenn Vega im Intro sagt „Seitdem ich denken kann, wollte ich dieses Album schreiben – besser als die Zukunft und besser als die alte Scheiße“, dann glaubt man ihm das aufs Wort. „Dieses Mal stimmt einfach alles. An dem Album zu arbeiten, hat sich angefühlt, als würde ich Tagebuch schreiben. Alles, was mich in den letzten anderthalb Jahren geprägt und beschäftigt hat, habe ich aufgeschrieben und zu Songs gemacht. Wenn du das Album gehört hast, dann kennst mich. Dann weißt du, wer ich wirklich bin.“

Photocredit: Nicola Rehbein

Am
11.04.2018